Le peau nouveau y l’eau – Wenn eine neue Lebensphase beginnt
Jede Lebensphase hat ihre Zeit. Geht eine Phase zu Ende, dann lösen sich Elemente der Phase schichtweise von einem ab. Ich erfahre es eben selbst, denn ich stehe gerade vorm Eintritt in eine neue Lebensphase. Mir fällt es schwer, all das Neue anzunehmen und das Alte, das gut war und seine Berechtigung hatte, gehen zu lassen. Den Acker umzupflügen ist keine Aufgabe, die mir einfach so von der Hand geht.
Hängt man an der gewohnten Lebensphase fest, dann ist das meist schädlich und man verlangsamt den gesamten Entwicklungsprozess. Da kann man noch soviel Schaffen und glauben in der Außenwelt zu Erreichen. Im Inneren bleibt man am Stand. Es ist wichtig zu erfahren und zu begreifen, dass alles aus der Stille heraus entsteht. Wenn der Samen im Boden ist, braucht es einige Zeit bis der Samen zur Pflanze wird. Es tut sich in der Zeit, wo man nichts äußerlich erkennt, viel im Inneren des Samens. Es ist immer unsere bewusste Entscheidung, den Samen in die Erde zu legen. Vorher muss der Boden bestellt werden und dafür ist es notwendig, alte Elemente hinter sich zu lasse. Lass das Neue zu. Lass das Alte zurück.
Die weit verzweigten Wasserstraßen und Wasserstellen des Naturschutzgebietes der Camargue in Südfrankreich zeigen wunderbar, wie verzweigt Wege werden können. Ein anderes Leben ist möglich, denn da ist plötzlich Nährboden für seltene Vögel und andere einzigartige Lebewesen. Die weißen Pferde der Camargue lieben die sumpfige Landschaft als Futterquelle. Es zeigt aber auch, dass, wenn zu viel Wege gleichzeitig begangen werden, die ganze Landschaft an Halt verliert. Es wird sumpfiger. Es kann alles ineinander verschwimmen und man startet plötzlich wieder bei Null.
Bist du zu tief drinnen, dann versinkt alles im Meer. Bleib oben und halte den Überblick. Gehe einen Schritt weiter, wenn die Zeit gekommen ist und löse dich von dem alten Unrat, der niemandem dient.
Die Pferde der Camargue kommen dunkelbraun bis schwarz zur Welt und hellen im Alter zwischen 3 und 5 Jahren auf, sodass sie zu den typischen weißen Pferden werden. Auch sie tragen nicht beiden Hüllen weiterhin, sondern streifen das Alte ab, damit das Neue sichtbar wird.
Die Haut des Menschen, französisch le peau, möchte sich nach einiger Zeit erneuern. Ähnlich ist es bei der Schmetterlingsraupe des Tagpfauenauges, die ihre alte Haut im Wachstum immer wieder hinter sich lässt. Darunter hat sich bereits eine neue Haut gebildet. Die Alte bricht auf und blättert ab. Es ist also wider der Natur, am Alten festzuhalten. Das bremst das Wachstum. Wir haben alle das Potenzial zum Schmetterling.