Die Kunst des (Allein-)SEINS
Das Alleinsein in Beziehungen und im Familienleben ist keine Seltenheit. Ein Widerspruch?
Bei einer meiner Reisen treffe ich auf Lady Jones. Wir reden über das Alleinsein. Viele Menschen sind in Beziehungen und trotzdem immer alleine, meint sie. In meinem Umfeld gäbe es genug Menschen, die Familien oder Partner haben und sich dennoch unverstanden fühlen. Ja, sie hat recht. Wenn ich an mein Umfeld denke, fallen mir viele Paare und Familien ein, die ihre Beziehungen an Bedingungen knüpfen. Der Partner oder die Kinder müssen sich nach gewissen Mustern verhalten und trotzdem ist es nicht genug. Die Erwartungen sind hoch und werden sie erfüllt, reicht die Zufriedenheit nur für kurze Zeit. Die einen schweigen, die anderen beschimpfen. Manche tun beides. Der Partner bzw. die Kinder unterliegen permanent der Beobachtung. Um das eigene Selbstwertgefühl kurzfristig zu verbessern werden Ver- und Beurteilungen vorgenommen. Die Selbstliebe sinkt weiter. Am Ende steht ein verstricktes Beziehungschaos, wo keine sinnvollen Entwicklungen mehr möglich sind. Können wir Paar-Beziehungen erst leben und Kinder erst in die Welt setzen, wenn wir uns selbst erkennen, verstehen und lieben gelernt haben? Wenn wir also Sein und die anderen Sein lassen können?
Dazu Lady Jones: Wichtig ist zu verstehen, dass man erst dann sich verstanden fühlen kann, wenn man an sich selbst arbeitet und versucht zu erkennen, wer man wirklich ist bzw. was man wirklich immer tun wollte – ohne sich an Vorgaben der Gesellschaft zu orientieren. Wenn man beginnt, sich all diese Fragen zu stellen, kommen Antworten. Es entsteht eine Definition des eigenen Selbst und plötzlich wird sich auch das Umfeld verändern. Es kommen Menschen in dein Leben, die in der Lage sind, dich als Mensch in deiner ganzen Tiefe zu verstehen und wahrzunehmen, aber auch wertzuschätzen, solltest du inzwischen bereits gelernt haben dich zu lieben. Eine Wertschätzung kann im Außen nicht passieren, wenn du ständig im Perfektionismus feststeckst und an dir herumkritisierst. Das muss ich besser machen, dort ist es zu wenig, da bin ich zu dick, hier bin ich zu dünn, etc. Das muss aufhören, damit sich die „richtigen“ Menschen nähern können, die dich so lieben und akzeptieren können, wie du bist. Das Umfeld wird sich stark ausdünnen. Einige Menschen bleiben. Die, die im Umfeld bleiben, gehen selbst durch Prozesse und verändern sich. Sie entwickeln sich weiter. Entwickeln sie sich nicht, sind sie früher oder später von deiner Bildfläche verschwunden, außer du lässt es zu, dass sie dich immer wieder zurück in dein altes Feld ziehen. Aber dort wird es auch dir nicht mehr lange gefallen. Und nach einige Rückschlägen wirst du erkennen, dass der Weg einfach ein anderer ist. Man beginnt sich aus Beziehungen zu lösen, von denen man geglaubt hat, dass sie einen stark machen und dafür sorgen, dass du nicht alleine bist. In Wahrheit warst du immer alleine. Am Ende des Tages ist es das Wichtigste, mit dem (Allein-)Sein umzugehen, denn am Ende unseres Lebens werden wir sterben und dann sind wir auf uns selbst gestellt und gehen in das, was kommt. Das machen wir aufgrund unserer Entscheidungen und aufgrund dem, wie wir gelebt haben. Je früher man beginnt, zu hinterfragen und seine Wahrnehmung zu schärfen, desto eher wird die Zufriedenheit, das Glück, die Fülle, aber auch die Liebe in das Leben kommen können.
Der Weg führt nach Innen.
Ich danke Lady Jones für ihre Einblicke. Ich sehe Menschen, die auf der Stelle treten. Sie stehen eng nebeneinander. Verlieren aber keinen Blick nach links oder nach rechts. Sie konzentrieren sich nur auf ihre Füße. Sie glauben sie gehen vorwärts, dabei sind sie immer am gleichen Fleck. Solange nicht am Inneren gearbeitet wird, kann es nicht vorwärtsgehen, meint Lady Jones. Der Weg der Erkenntnis führt also ins Innere und niemals nach Außen – auch wenn ich der Meinung bin, dass ich irrsinnig viel über mich selbst erfahre, wenn ich mein Gegenüber als Spiegel meiner selbst sehe. Immer dann, wenn mir in Beziehungen ein Ego-Gefühl oder negative Emotionen hochkommen, fange ich an zu hinterfragen, wo mein blinder Fleck ist.
Abschließend gibt Lady Jones mir noch eine Formel mit, an die man sich halten kann, um zu sich selbst zu finden und das Alleinsein zu üben:
1. Gehe in dein Inneres und bitte um Hilfe.
2. Bete für deinen Seelenweg.
3. Handle aus der tiefen Liebe deines Herzens.