Bewusstsein,  Leben,  Recht

Warum es sich lohnt, das Herzhirn zu entwickeln

Unlängst habe ich in meiner Kanzlei einen interessanten Fall bearbeitet. Er ähnelte sehr einem anderen mir bekanntem Fall, weswegen ich nach nur kurzer Erörterung der Sach- und Rechtslage bereits eine Lösung vorschlug. Nach und nach konnte ich mit meinem Herzhirn wahrnehmen, dass der Kern des Rechtsproblems ganz ein anderer war. Ich hatte bei meiner ersten Beurteilung eine Vorstellung dessen, was sich ereignet haben konnte, das mir die Sicht auf die tatsächliche Begebenheit verwehrte. Erst als ich den Sachverhalt nochmals mit dem Herzhirn betrachtete, spürte ich, dass mehr dahintersteckte. Diesem Mehr ging ich nach und ich konnte dadurch meinem Klienten eine ganz andere und für ihn viel besser passende Lösung vorschlagen.

Was ist der Unterschied zwischen Verstand und Herzhirn?

Die Vorstellung entspringt dem Verstand und lässt uns Sachen glauben. Sie erzeugt Glaubenssätze. Diese basieren auf Erfahrungen, Erinnerungen und Emotionen. Wenn wir ein Geschehen oder eine Sache betrachten, tun wir das für gewöhnlich mit unserem Verstand. Dieser reagiert und überprüft das Erfasste und gleicht dieses mit den abgespeicherten Erfahrungen ab. Je nachdem, was der Verstand uns zeigt, bewerten oder beurteilen wir also das Gesehene bzw. das Erlebte auf Basis unserer eigenen Erfahrung und unserem Wissensstand. Da der Verstand aber nur einen Abgleich mit den Erfahrungen macht, kann er nicht hinter die Kulissen blicken. Aufgrund des bloßen Erfahrungsabgleiches schafft unser Verstand den Blick über den Tellerrand nicht. Er lässt es dadurch auch nicht zu, in unbekannte Gefilde vorzudringen, vor allem dann nicht, wenn Ähnliches als negative Erfahrung abgespeichert ist. Gibt unser Verstand eine positive Bewertung oder Beurteilung ab, kann eine positive Entscheidung erfolgen. Ansonsten drehen wir uns, gefangen im Rad der Erfahrungen, immer im Kreis und es kommt zu keiner Entwicklung.

Im Regelfall kommen wir also nur dort voran, wo wir bereits umfangreiche Erfahrungen gemacht haben. Es entsteht ein eigenes Netz, das sich der Mensch spinnt und aus dem er sich mit dem Verstand und der Vorstellung nicht befreien kann. Sozusagen steht das Netz, das sich die Menschen geschaffen haben, vor der Möglichkeit, neue Erfahrungen machen zu können.

Demgegenüber steht das Wahrnehmen. Das Wahrnehmen geschieht über unser Herz. Mit dem Herzhirn kommen wir also ins Neue. Wissenschaftler haben ein eigenständiges Nervensystem im Herz entdeckt, das unabhängig vom Gehirn arbeitet. Dieses Herzhirn überträgt uns ganz andere Informationen in das Bewusstsein. Lernen wir wieder auf unser Herz zu hören, dann lernen wir auch einen Sachverhalt oder eine Sache vorstellungsfrei zu beurteilen, da das Herz nicht über Erinnerungen bzw. Erfahrungen einen Abgleich macht, sondern unmittelbar Impulse in unser Bewusstsein überträgt. Über das Herz kann der Mensch also eine Sache oder einen Sachverhalt betrachten und das Wahrhaftige, das diese Sache oder den Sachverhalt ausmacht, erkennen. Damit stehen dem Menschen keine Erfahrungen im Weg und es steht nichts vor ihm, das ihn auf seinen Weg einschränken könnte. Der Blick wird frei vom Be- und Verurteilen sowie von Vorurteilen.

Wie erlangen wir die Möglichkeit wahrzunehmen und nicht aufgrund von Erfahrungen zu handeln?

Indem wir lernen, das Herz zu öffnen und das Bewusstsein zu erweitern. Das Bewusstsein des Menschen ist gefangen in seinem Verstand und in seinem Ego. Das Ego ist ein großer Verhinderer, wenn es um die Erweiterung des Bewusstseins geht. Es will zwar immer mehr, aber verabscheut jede Weiterentwicklung, die unbekannt erscheint. Damit steht sich das Ego selbst im Weg. Denn es hätte durch die Erweiterung des Bewusstseins ebenfalls die Möglichkeit, davon zu lernen und die Leiter des Höherentwicklung nach oben zu steigen. Damit würde das Ego erkennen, was seine Aufgaben sind. Es hat seinen wahren Platz neben dem Ich und dem Selbst und ist nur eine niedere Form des Bewusstseins, das ohne Öffnung des Herzens allzu gerne Bewusstsein spielt.

Lernen wir wieder auf unser Herz zu hören, wird es uns auch möglich, aus den Netzen und aus den Verhaltensweisen, die wir als Kind einstudiert haben und die nicht dem Herzhirn entsprechen, auszutreten und den Weg zurück ins Herzen einzuschlagen. Wir befreien uns von den Vorstellungen unseres Verstandes, womit sich das Bewusstsein aus der niederen Ego-Stufe in ein hohes Bewusstsein entwickeln kann. Je höher sich das Bewusstsein entwickelt, desto mehr und deutlichere Informationen gelangen aus dem Herzen zu uns. Damit holt sich der Mensch seine ganz persönlichen Himmel auf Erden, denn er kann frei von Zwängen, Vorstellungen und Erwartungen genau das tun und sein, was er schon immer von Herzen sein und tun wollte.